Typisch Mann und typisch Frau
Im Job miteinander kommunizieren
Unternehmensführung und der einhergehende Unternehmenserfolg kann stark variieren, je nachdem, ob Männer oder Frauen die Top-Positionen besetzen. Die Unterschiede hängen aber weniger vom Geschlecht, als von den vorherrschenden sozialen und kulturellen Rollenbildern der jeweiligen Gesellschaft ab. Trainerin Judith Bergner beschreibt, dass in feminin geprägten Gesellschaften Werte wie Bescheidenheit, zwischenmenschliche Beziehungen, und Gleichberechtigung hochgehalten werden. Bei der maskulinen Ausprägung wird hingegen mehr Wert auf Fairness, Leistung und materiellen Erfolg gelegt.
„Typisch Mann und typisch Frau gibt es nicht“, heißt es auch gleich zu Beginn des Artikels von Kishor Sridhar in der aktuellen Ausgabe des managerSeminare-Magazins. Doch es gebe maskuline und feminine Verhaltenstendenzen, die Konfliktpotenzial bergen. Obwohl Forscher das bestätigen, wird in der Arbeitswelt durch die Gleichstellungsdebatte mittlerweile so getan, als gäbe es gar keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern und dementsprechend auch keine Prägung des Verhaltens.
Als Anbieter von Management-Simulationen, bei denen unter anderem besonders Soft Skills trainiert und Kommunikationsstrategien entwickelt werden, interessiert uns das Thema bei BuGaSi natürlich brennend! Darum habe ich den Artikel mal genau studiert, zusammengefasst und mit eigenen Anmerkungen garniert.
Feministische und maskuline Verhaltenspräferenzen
Sowohl Männer als auch Frauen können feministische oder maskuline Verhaltenspräferenzen an den Tag legen. Das hat also erstmal nichts mit unserem biologischen Geschlecht zu tun, sondern mit sozialen und biologischen Prägung. Wenn beispielsweise Mädchen, sich lieber raufen als mit Puppen zu spielen, oder Jungen, die letzteres besonders gerne tun, kann das bereits von den Hormonen im Mutterleid herrühren, hat die Psychologin Catherine Leveroni von der Chicago Medical School untersucht.
Die in uns verankerten verhaltenspsychologischen Präferenzen haben also nichts mit unserem Aussehen zu tun. Und sie sind auch nicht mit der sexuellen Orientierung zu verwechseln. Sie sollten aber besonders in der Kommunikation nicht vernachlässigt werden. Denn gerade dabei machen sich die Unterschiede bemerkbar und können zu Problemen und Missverständnissen führen.
Größter Unterschied ist die unterschiedliche Zielsetzung
Maskuline Kommunikationspräferenzen:
Berichtssprache, die eher Sach- und Identitätsziele verfolgt
- Informationsvermittlung, andere überzeugen, Entscheidungen fällen
- Bestätigung einholen, sich absichern, Ängste beseitigen, Rang abstecken
- Mit Fakten gesicherte Meinungen/Ideen durchsetzen, evtl. auch gegen Einwände
- klare Formulierungen, die wenig Interpretationsspielraum lassen
Feminine Kommunikationspräferenzen:
Beziehungssprache, die eher Prozess- und Beziehungsziele verfolgt
- Problemerkennung, Lösungsfindung
- Meinungsbildungsprozess während des Gesprächs (beziehungs- und prozessförderlich)
- Teamstärkung, Einbeziehung anderer, Konsens herstellen, Sicherheit gewinnen
- konjunktivlastige, wortreiche Sprache, die mehrere Perspektiven zu- und Optionen offenlässt
So reden Sie erfolgreich aneinander vorbei
Für Menschen mit maskuliner Kommunikationspräferenz wirkt Beziehungssprache oft eher unklar und nicht zielführend, lässt sie ungeduldig werden und schneller abschalten. Sie empfinden diese Sprache zudem als Schwäche und neigen dazu, den Gesprächspartner zu unterbrechen und dessen Sätze zu vervollständigen, um ihm „auf die Sprünge zu helfen“. Obwohl das nicht mit einer bösen Absicht verbunden ist, wirkt das auf das Gegenüber ignorant oder sogar kränkend. Stellt er dann auch noch unbeabsichtigt die Ideen anderer als seine eigenen dar, sorgt das besonders für Unzufiredenheit.
Die knappen Ausführungen eines maskulin geprägten Sprechers wirken hingegen manchmal auf einen Beziehungssprecher, als wolle dieser ihn abwimmeln, was zu Enttäuschungen führt. Ausführliche Antworten eines Beziehungssprechers wirken beim Berichtssprecher wiederum manchmal nervig oder wie eine unpassende Kritik.
Setzt sich ein Berichtssprecher durch die strikte Darbeitungsform mit seiner Vorstellung in einem Meeting gegen einen Beziehungssprecher durch, wird dieser das Ergebnis nicht überzeugt, sondern nur kurzfristig mittragen. Er würde die Einbeziehung vieler Stimmen bevorzugen.
So vermeiden Sie es aneinander vorbeizureden
Tipps für Berichtssprecher
Man sollte die unterschiedlichen Verhaltenspräferenzen kennen und berücksichtigen. Wird ein Beziehungssprecher mehr in die Entscheidungsfindung eingebunden, können eventuell Lösungen entstehen, die der Berichtsdenker zuvor nicht bedacht hat. Darum lohnt es sich im Umgang mit Beziehungssprechern weniger absolute Aussagen zu verwenden und nicht nur das Verständnis, sondern gelegentlich auch das Wohlbefinden zu erfragen. Das signalisiert dem Beziehungssprecher Wertschätzung.
Es ist wichtig konkret die Meinung des anderen zu erfragen allerdings und auch akzeptieren, wenn das gegenüber keine eindeutige Meinung hat sondern eher Optionen anbietet. Es kann helfen, das Gespräch dann zu entschleunigen und nicht direkt Gegenargumente zu bringen. Vielmehr sollte man den Beziehungssprecher ermutigen, ruhig auch später noch Anmerkungen zu machen.
Tipps für Beziehungssprecher
Bewusst kürzere und klarere Sätze helfen im Umgang mit Berichtssprechern, um sie nicht unnötig auf die Folter zu spannen. Formulierung, wie „Ich will mal ohne Umschweife zu Sache kommen“ können das unterstützen. Bei Gesprächen im Arbeitsumfeld hilft es zudem klare Strukturen in das Gespräch zu bringen und dem Berichtssprecher zu vermitteln, was ihn erwartet, wie etwa: „Ich will kurz die Präsentation durchsprechen, diese drei Punkte sind noch offen.“
Da Berichtssprecher auf Fakten anspringen, sollte man sie ihnen bieten. Dabei ist es förderlich klare Zusammenhänge darzustellen. Kritik sollte hingegen sensibel geäußert werden, damit sich der Sprecher mit maskuliner Verhaltenspräferenz nicht in seinem Ansehen bedroht sieht. Dafür können Sie zuvor ein Lob einstreuen, die Kritik unpersönlicher formulieren, oder sie in eine Frage verpacken, die zum Nachdenken anregt.
Etwas Humor schadet nicht
Beim kommunizieren, ist es wie beim lernen: Das Lachen darf nicht zu kurz kommen! Um Frust vorzubeugen, kann beiden Seiten deshalb ein bisschen Selbstironie nicht schaden. Die können Sie bei ihrem Gesprächspartner auch gut hervorkitzeln, wenn Sie durch vorige Gespräche bereits wissen, dass Sie einen anders gepolten Kommunikationstypen vor sich haben.
Bittet Sie beispielsweise ein Berichtssprecher um Ihre Meinung, könnten Sie mit einem Augenzwinkern entgegnen: „Willst du die wirklich hören, oder nur eine Betätigung deiner Ansicht?“ Versteht derjenige den Wink, kann er entweder bestätigen, dass er sich eigentlich nur absichern wollte und damit beiden Zeit sparen. Bestätigt er hingegen, dass ihm Ihre Meinung wichtig sei, können Sie loslegen.
Benötigen Sie als Berichtssprecher von einem Beziehungssprecher Input, wird er es vermutlich zu schätzen wissen, wenn Sie ihn auch ausreden lassen. Um dabei die eigene Geduld nicht zu sehr auf die Probe stellen zu müssen, können Sie auch hier einen Wink mit dem Zaunpfahl geben. In etwa: „Kannst du mir bitte deine Meinung dazu sagen. Aber fass dich kurz, ich habe in einer viertel Stunde ein Meeting.“ Mit etwas Selbstironie wird Ihre Gesprächspartner vielleicht entgegnen, dass er das auch locker in 14 1/2 Minuten schafft.
Kommunizieren im Unternehmen lernen
Niemand wird ausschließlich nach femininen oder maskulinen Kommunikationsstil handeln, bei jedem Menschen überschneiden sie sich. Aber darum heißt es ja auch Präferenz. Und doch müssen wir uns möglichst frei von Missverständnissen verständigen können, damit wir unsere Ziele erreichen können. Neben dem Privatleben, gilt das vor allem im beruflichen Umfeld.
Machen Sie sich die Kommunikationspräferenzen der Kollegen bewusst und berücksichtigen sie im Umgang miteinander. Auch Katja Schleicher von Edition F hat sich einige Gedanken dazu gemacht, wie man Kommunikationsmuster besser miteinander kombiniert. Und auch, wie man seine eigenen Präferenzen in die eine oder andere Richtung ausbauen kann.
Um die Beziehungen und somit auch die Zusammenarbeit im Unternehmen zu stärken regelmäßig Mitarbeitergespräche geführt, aber zwischendurch ruhig auch einfach mal nur so geredet werden. Besonders Teamwork ist in vielen Branchen heute ein zentraler Erfolgsfaktor.
Die Kommunikation im Team lässt sich auch gezielt mir unserer Prozessmanagement-Simulation Fort Fantastic verbessern. Hierbei wird den Teilnehmern nicht nur die Bedeutung des Wissensmanagements und der Schnittstellenkommunikation bewusst, sondern sie entwickeln dabei gleichzeitig konkrete Kommunikationsstrategien, die zu den individuellen Verhaltenspräferenzen und der Unternehmenssituation passen. Dadurch haben sie eine hohe Akzeptanz und lassen sie sich direkt gewinnbringend in den Arbeitsalltag integrieren.
Den ganzen Artikel von Kishor Sridhar gibt es auch online, als Podcast oder in der ausführlichen Version als Buch.
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