Das E-Learning ABC – N wie Nachteile
N wie Nachteile
Ich nutze diese Blogparade gerne, um auf all die neuen Möglichkeiten des Lernens und der Lehre hinzuweisen, die es durch E-Learning gibt. Es ist jedoch nicht zu leugnen, dass im Vergleich zur klassischen Lehre auch Nachteile entstehen können. Wie man denen vorbeugt, oder damit umgeht, soll in meinem heutigen Beitrag Thema sein.
Problem: didaktische Absicherung vs. technischer Sachverstand
E-Learning kommt aus der Hand von Programmierern. Ohne sie wäre eine digitale Lernumgebung nicht entstanden. Doch nicht alle Nutzer von E-Learning sind technisch versiert. Der Umgang mit der Hard- und Software ist essenziell und kann vor allen Dingen ältere Teilnehmer verunsichern. Zusätzliche Vorab-Qualifikationen können zusätzliche Kosten verursachen.
Zudem kamen bislang auch die Lerninhalte vorwiegend aus der Hand von IT-Experten. Nur relativ langsam entdecken Lehrende das E-Learning für sich. Digitalen Lernangeboten mangelt es deshalb häufig an didaktischen Grundlagen, sie sind stattdessen vor allem technisch ausgereift. Die Darbietungsform kann im schlimmsten Fall zu geringerer Effektivität der Weiterbildungsmaßnahme führen, wenn sie den Voraussetzungen und Lernbedürfnissen der Anwender nicht entspricht.
Maßnahmen
Anbieter mit Bedacht wählen
E-Learning kommt immer häufiger an Hochschulen zum Einsatz, wodurch die Aufbereitung des Stoffs dem didaktischen Anspruch entspricht. Doch auch externe Bildungsanbieter setzen verstärkt darauf, dass an digitalen Lehrkonzepten Experten aus der Lehre mitwirken, um die Angebote zielgerichtet aufzusetzen. Informieren Sie sich deshalb im Vorfeld genau, aus welcher Branche der Anbieter kommt.
Damit alle Kursteilnehmer tatsächlich vergleichbare Voraussetzungen haben, ist es unausweichlich, dass alle mit Geräten und Programmen umgehen können. Zwar wird der Umgang mit Technik immer selbstverständlicher, dennoch ist eine Vorab-Qualifikation eventuell unumgänglich. Die Grundlagen lassen sich häufig jedoch in einer kurzen Präsenzschulung vermitteln, während Details zum Programm oder Aufbau der Maßnahme im Verlauf des Kurses digital erläutert werden können – vergessen Sie nicht diesen Wunsch zu äußern, wenn Sie einen Bildungsanbieter beauftragen einen Kurs zu konzipieren.
Problem: Mangelnde Bereitschaft
Die Hauptsorgen, die mir in Sachen E-Learning bisher begegnet sind, sind die sozialen und körperlichen Konsequenzen, die aus der ständigen Arbeit am Bildschirm entstehen könnten. Allzu häufig wird vermutet, dass E-Learning eine einsame Angelegenheit ist. Schließlich sitzt der Lernende nicht mehr mit einer Gruppe in einem Raum.
Maßnahmen
Gruppenaktivitäten fördern
Tatsache ist jedoch, dass durch die technische Entwicklung die Interaktion von Lernenden oder zwischen Lernenden und Dozenten auch digital stattfinden und sogar gezielt gefördert werden. Foren, Chats, Konferenzen und Gruppenarbeiten bieten sich sehr gut an und nebenbei eine zeitliche Verpflichtung den anderen Teilnehmern gegenüber, die dem digitalen Kurs die Ernsthaftigkeit einer Präsenzschulung verleiht.

Persönliches Lernverhalten anpassen
Und die körperlichen Folgen? Dauernd vorm Bildschirm zu hängen, kann schließlich Auswirkungen auf die Gesundheit haben: Augenleiden, Kopfschmerzen, Mattheit. Deshalb ist es wichtig, den Bildschirm zwischendurch auch bewusst auszuschalten. Nur weil Sie sich zum E-Learning entschlossen haben, ist es nicht verboten auch mal ein Schaubild von Hand zu zeichnen, einen Stift oder ein Buch in die Hand zu nehmen. Texte einsprechen, statt tippen oder ein Video vor dem Spiegel, statt dem Bildschirm aufzunehmen. Man darf kreativ sein.
Übrigens, sollte man sich abgewöhnen das Smartphone oder Tablet im Bett zu nutzen, egal ob zum Lernen, chatten oder daddeln. Gönnen Sie ihrem Körper Ruhephasen. Es gibt viele Theorien, die besagen, dass man durch die technischen Geräte im Bett schlechter schläft. Gerade ein gesunder Schlaf ist aber wichtig für gute Leistungen – auch beim Lernen.
Problem: Ungebundenheit
Ich bin ein großer Fan von Freiheit und nenne deshalb die freie Wahl von Ort und Zeit zum Lernen immer als ersten großen Vorteil von E-Learning. Allerdings fällt mit dieser Freiheit auch der Druck ab. Statt etwas sofort zu tun, schiebe ich es für einen vermeintlich geeigneteren Zeitpunkt auf, der aber leider nicht mehr kommt.
Das Zeit- und Ortsproblem beschäftigt mehrere digital Lernende, zeigt ein aktueller Blogbeitrag von Jöran Muuß-Merholz, der fleißig kommentiert wird. Die vielversprechendsten Tricks, die hier gesammelt worden sind:
Maßnahmen
Künstliche Zeitverknappung
Durch knappe Abgabefristen bleibt die zu erledigende Aufgabe im Gedächtnis und der Druck die Aufgabe zu erledigen steigt. Ich würde Stress zwar immer so gut es geht vermeiden, aber manchmal treibt er uns eben auch an. Feste Lernzeiten die man sich auferlegt, also ein Stundenplan können zusätzlich helfen.

Persönlichen Lernraum finden
Viele Lernende brauchen einen Raum, der für das Lernen vorbehalten ist, um sich besser auf das Vorhaben konzentrieren zu können und auch möglichst wenig gestört zu werden. Während manche Menschen besonders produktiv sind, während andere Leute präsent sind, wie im Café oder bei der Bahnfahrt, brauchen manche völlige Ruhe.
Sie kennen sich selbst am besten, also wählen Sie ihren Lernraum nach ihren persönlichen Präferenzen. Bleiben Sie dann möglichst dabei, um neben der zeitlichen, auch eine räumliche Routine beim Lernen zu schaffen.
Problem: Mangelnde Selbstdisziplin
Viele Aspekte beim E-Learning, wie auch die Zeit- und Ortsungebundenheit zwingen den Lernenden dazu, sich selbst zum Lernen zu motivieren. Man wird nicht, wie zur Schulzeit täglich mit dem strafenden Blick des Lehrers, oder womöglich sogar Strafaufgaben konfrontiert. Man muss sich vor niemandem rechtfertigen, außer sich selbst.
Maßnahmen
Sinn erkennen
Lernen ist für viele eine gezwungene Angelegenheit, etwas was nun mal getan werden muss. Häufig ist es leider so, dass wir uns irgendeinen Lernstoff einhämmern müssen, ohne dabei den tieferen Sinn gleich zu erkennen, geschweige denn Freude dabei zu empfinden. Dabei ist beides wichtig, um wirklich nachhaltig zu lernen. Machen Sie sich klar, warum gerade Sie sich gerade jetzt dieses Wissen aneignen.
Motivation steigern
Um in den Flow zu kommen, bei dem man die Zeit vergisst und sich stundenlang mit ein und demselben Thema beschäftigen kann, muss die intrinsische Motivation gekitzelt werden. Das bedeutet, man lernt nicht, weil man sich dadurch Lob oder einen Vorteil verspricht, sondern aus dem eigenen Bedürfnis heraus. Gerade bei trockenen Lerninhalten, kann es natürlich etwas schwierig sein eine solche Begeisterung zu wecken. Digitale Lernangebote bieten häufig Gamification-Elemente – Lassen Sie sich darauf ein. Es mag anfangs albern wirken, Punkte für jede Lernaktivität zu sammeln, oder sich mit anderen Kursteilnehmern in der Rangliste vergleichen zu können. Aber es macht Spaß!
Problem: Der gläserne Lernende
Ein großer Kritikpunkt beim E-Learning ist zweifelsohne die Möglichkeit das Lernverhalten der Teilnehmer zu dokumentieren und analysieren. Personalisierte Nutzerprofile, die Auskunft über die Lernzeiten und Erfolge geben dürfen bis auf wenige Ausnahmen, wie mancherorts in Hochschulbetrieben, nicht erstellt werden. Technisch besteht die Möglichkeit aber. Und Edward Snowden hat uns gelehrt nicht auf die Institutionen zu vertrauen.
Maßnahmen
Datenschutz
Durch das Gesetz sind Ihre Daten auch beim E-Learning geschützt. Sie dürfen jederzeit erfragen welche persönlichen Daten von Ihnen gesammelt und archiviert wurden und können verlangen diese zu löschen. Das betrifft zunächst aber nur Hinweise aus Ihre Identität, wie Namen, Adresse, Bilder, usw. Nutzungsdaten sind dadurch nicht betroffen, wenn sie anonymisiert wurden, also nicht mit ihnen direkt in Zusammenhang gebracht werden können.
Die Datenschutz-Checkliste für E-Learning
• Sensibilität – Sind Sicherheitsfragen mit den Verantwortlichen und Dienstleistern geklärt?
• Zweck – Ist der Zweck der Datenverarbeitung angemessen und wurde im Vorfeld klar vermittelt?
• Einwilligung – Ist die Datenschutzerklärung eindeutig formuliert und wurde von allen Nutzern verstanden und bestätigt?
• Vertraulichkeit – Sind die Daten der Nutzer vor unbefugter Preisgabe geschützt?
• Verfügbarkeit – Können alle Daten zu jeder Zeit aufgerufen und verfügbar gemacht werden?
• Integrität – Kann ich sicherstellen, dass alle Daten vollständig sind und unverändert bleiben?
Mehr Details zu Thema Datenschutz im E-Learning finden Sie im E-Learning ABC unter D wie Datenschutz.
Fazit
E-Learning bringt manche Nachteile mit sich, die man aus der klassischen Lehre in der Form noch nicht kannte. Jedoch entwickeln sich die Angebote fortlaufend weiter, um diese Probleme auszumerzen. Um die Vorteile der klassischen und der digitalen Lehre bestmöglich zu nutzen und die Nachteile zu umgehen, werden vermehrt Blended Learning Angebote umgesetzt.
Falls Sie weitere Bedenken beim E-Learning haben, schreiben Sie uns gerne einen Kommentar.
Dieser Beitrag entstand im Rahmen einer Blogparade. Dabei werden bis Dezember 2017 alle Buchstaben des Alphabets abgehandelt und so viele Begriffe wie möglich aus dem Bereich E-Learning erklärt. Jeder ist eingeladen mitzumachen!
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Ja, E-Learning hat auch „Nachteile“ – je nach Sichtweise. Doch diese können auch zum Vorteile des Lerners umgewandelt werden, so denn die Bereitschaft und die Begleitung da ist.
Herzliche Grüße
Anja Röck
Da hast du absolut Recht, Anja. Der Umgang mit den Problemen, die beim E-Learning entstehen könne, ist entscheidend.