Berufliche Weiterbildung wird oft gefordert und selten gefördert
Wer lernen will, muss selbst zur Tat schreiten
Wie heißt es noch so schön? Wir lernen nie aus! Das Lebenslange Lernen scheint mittlerweile für die meisten von uns eine Selbstverständlichkeit zu sein. So bestätigt es auch die aktuelle Studie der KfW zu beruflicher Weiterbildung, über die ich heute gestolpert bin. Etwa 80% der Befragten geben an, dass sie regelmäßige berufliche Weiterbildung für wichtig halten. Das ist doch ein wunderbares Ergebnis! Betrachtet man die Ergebnisse der Studie jedoch etwas genauer, bekommt man leicht den Eindruck, dass es sich bei dem Satz „Wir lernen nie aus“ doch nur um eine Floskel, statt einer wahren Überzeugung handelt.
32% der Befragten haben 2015 tatsächlich an einer Weiterbildung teilgenommen. Allerdings variierten hierbei die Intensität und Qualität, von eintägigen Vorträgen bis hin zum berufsbegleitenden Studium; Vom anerkannten Bildungsabschluss bis hin zu gar keiner bescheinigten Zusatzqualifikation. Die subjektive Beurteilung der Teilnehmer war jedoch größtenteils positiv. Nur 4% von ihnen sahen keinen Nutzen in der Fortbildung. In einer Umfrage der Hochschule für angewandtes Management und der Vodafone Stiftung, geben jedoch 18% an, dass durch Fortbildungen neu erworbenes Wissen im Betrieb gar nicht abgefragt wird oder neue Fähigkeiten an die Aufgaben angepasst werden. Vielleicht begreifen ja die Vorgesetzen den Nutzen nicht?
Hochqualifizierte vs. Geringqualifizierte – 1:0
Das hat mir beim Lesen der Studie am meisten zu denken gegeben und mich zu diesem Artikel inspiriert: Die Weiterbildungsbeteiligung war vor allem vom bereits vorhandenen Bildungsniveau abhängig. Während rund die Hälfte der Akademiker und Meister sich 2015 weiterbildeten, waren es nur 16% bei den ArbeiterInnen ohne Berufsabschluss. Anders gesagt: Mehr Weiterbildung bei höherem Erwerbsstatus. Dabei besteht gerade bei Geringqualifizierten offensichtlicher Badarf. Die Macher der Studie nennen es den „Matthäus-Effekt“ – wer hat, dem wird gegeben. Das richtet sich natürlich an die Arbeitgeber, denn die finanzieren meistens die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter (Selbstständige sind da – nicht völlig überraschend – die Ausnahme und zahlen selbst). Natürlich profitiert auch nicht nur das arbeitende Individuum, sondern das Unternehmen von qualifizierteren Mitarbeitern.
Schon im Oktober letzten Jahres titelte die Zeit „Chefs interessieren sich zu wenig für betriebliche Weiterbildung“. Auch in der hier behandelten Umfrage kristallisierte sich heraus, dass Berufstätige zwar hochmotiviert sind sich beruflich weiterzubilden, sich jedoch nicht genug vom Arbeitgeber gefördert fühlten. Es gebe zu wenig strukturelle Weiterbildungsangebote, das Lernen sei den Mitarbeitern selbst überlassen. Bei gerade mal jedem Vierten sei das Thema Weiterbildung in Mitarbeitergesprächen überhaupt je angeschnitten worden.
Die Angestellten zeigen sich jedoch auch selbstkritisch, denn trotz des Bewusstseins für den Wert von Weiterbildungen, hält sich bloß jeder Vierte für diszipliniert genug dafür, oder bezweifelt das dort erworbene Wissen auch erfolgreich im Arbeitsalltag umzusetzen.
Ich sende also gleich zwei Appelle in die große weite Arbeitswelt
An die Arbeitgeber:
Alle sprechen von den vielen neuen Anforderungen durch die Digitalisierung und Industrie 4.0. Die Bedeutung neuer Fähigkeiten und Soft Skills, um mit dem Wandel der Arbeitsprozesse umgehen und der Konkurrenz mithalten zu können. Sie haben es vernommen und vielleicht auch schon in Ihren Unternehmen gespürt. Also unterstützen Sie Ihre Mitarbeiter in der Umsetzung. Informieren Sie sich und Ihre Mitarbeiter über Weiterbildungsmöglichkeiten. Schaffen Sie ein lernfreudiges Klima! Attraktive Weiterbildungsmöglichkeiten wirken sich übrigens äußerst positiv auf das Arbeitgeberimage aus. Dadurch wird Ihr Unternehmen also auch für potenzielle Bewerber interessanter. Und zufriedene Mitarbeiter identifizieren sich mehr mit dem Unternehmen und bemühen sich um dessen Erfolg.
An die Arbeitnehmer:
Ob Sie nun ihre tägliche Arbeitsabläufe erleichtern, bessere Chancen auf dem Jobmarkt, höhere Anerkennung oder mehr Einkommen haben möchten – wie in fast allen Lebensbereichen, reicht es nicht etwas zu wollen. Man muss selbst aktiv werden, um sein Ziel auch zu erreichen. Das Eingeständnis, dass man mehr Eigeninitiative zeigen müsste, reicht nicht aus. Informieren Sie sich selber, welche Bildungsangebote es gibt, die Ihnen nützen würden. Sprechen Sie das Thema beim Arbeitgeber an. Je nach Bundesland haben Sie außerdem sogar Anspruch auf Bildungsurlaub.
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